Thema: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 06 2008, 22:57
Diese Reiseerzählung findet nicht direkt vor den Toren Datarons statt. Die beiden Protagonistinnen befinden sich auf der Reise nach Dataron und möchten die Reise teilweise darstellen, bevor sie vor den Toren der Stadt stehen. Sobald sie in Sichtweite der Stadt sind, wird das im RPG beschrieben und wiederum in roter Schrift angekündigt. Aktueller Reisestand: mehrere Tage vor Dataron...
Sie dachte zurück. Als sie die Reise begonnen hatten, war sie regelrecht euphorisch gewesen, hatte sie doch erst alleine reisen wollen. Tirgatao hatte dann angeboten mit zu kommen, sie zu begleiten und auch zu schützen. So waren sie gemeinsam aus dem Tal abgereist und hatten bisher eine für Styliana aufregende Reise verbracht. Sie waren von Unwettern heimgesucht worden, ebenso von der Notwendigkeit Tiere zu jagen und zu erlegen. Tirgataos Anwesenheit hatte vieles erleichtert, war Styliana doch noch nie gereist und hätte sich weder selbst versorgen können noch irgendwie überleben können. Die beiden Wölfinnen, die immer bei ihnen waren, Shona und Hishn, hatten sich häufig als wesentlich nützlicher auf der Reise als Styliana herausgestellt. Farna und Shanna, die Pferde, mit denen sie unterwegs waren, waren gute Tiere und die dunkelhäutige Frau konnte nicht klagen... nicht jetzt, da sie sich an das Reiten gewöhnt hatte.
Viele Tage und Nächte waren sie nun schon unterwegs und der Herbst, der in seinen ersten Zügen gelegen hatte als sie aufgebrochen waren, färbte nun die meisten Bäume bunt und ließ ihre Blätter sehnsüchtig gen Erde blicken, bis sie sich lösten und sanft im leichten Wind hinabsegelten, verwirbelten, wenn eine der starken Böen übers Land fuhr und wild tanzten, wenn einer der Stürme sie vom Baum riss und die Reisegesellschaft Unterschlupf zu suchen zwang.
Sie spürte die Wärme Shannas unter sich und die Bewegung des Pferdes, das im Schritt ging. Vor ihr war Tirgatao auf Farna und folgte dem Weg zu der Stadt, von der sie Styliana nur wenig erzählen konnte. Ihre Haare wurden ihr ins Gesicht geweht, der Wind bließ in ihren Rücken und Styliana fröstelte obwohl es wärmer war als an manch anderem Reisetag. heute schien sogar die Sonne und helle Lichtflecken tanzten über sie hinweg, bahnten sich einen Weg durch die rauschenden Laubbäume um sie herum. Shona und Hishn, die vierpfotigen Begleiter, liefen immer wieder einige Pferdelängen vor, rochen, witterten und ließen sich dann und wann auch ein wenig zurückfallen, nur um etwas später wieder ein Stück vor zu laufen.
Styliana hob ihr Gesicht in den Wind und schloss die Augen. Shanna ritt auch ohne Befehle Farna hinterher. - So bekam sie erst zu spät mit, auf was sie zuritten:
Da waren sie. Jost hatte von ihnen berichtet. Zwei Frauen zu Pferd, nur geringfügig bewaffnet und ohne besonderen Schutz. Triana rieb sich die Hände und schaute sich dann um. Sie nickte Jost zu und der begann seinen leisen Sprint zwischen den Bäumen hindurch. Der Wind kam ihnen gerade recht, raschelte es durch ihn doch ohnehin genug. Sie blieb noch für einige Atemzüge hocken und erhob sich dann. Ebenfalls recht schnell bewegte sie sich zu der kleinen Gruppe und nahm dort ihr Schwert in Empfang. Sie gingen in Deckung und warteten, bis die beiden Frauen die Wegbiegung erreichten. Sie hatten schöne Pferde, das würde eine prachtvolle Beute geben. Vielleicht konnte man gar Lösegeld für die beiden Frauen verlangen. Wer weiß welche Männer auf sie warteten aber reich schienen sie zu sein angesichts ihrer Kleidung und der Pferde.
Der Anführer hob die Hand, ballte sie zur Faust. Sie alle machten sich bereit. Als die Faust nach unten schnellte, stürmten die auf den Weg, die Waffen gezückt und kampfbereit. Ein kleiner Blick umher zeigte Jost, dass er sich geirrt hatte. Die Wölfe hatten die Frauen nicht begleitet, er hatte wohl ein Zufallstreffen zwischen Mensch und Wolf gesehen als die beiden Frauen in den Wald geritten waren.
Ihr Anführer rief ihren Opfern, die auf wenige Meter nur von ihnen entfernt waren, zu: Ergebt Euch, dann werden wir euer Leben verschonen!
Zuletzt von Styliana am Sa Okt 11 2008, 00:23 bearbeitet; insgesamt 1-mal bearbeitet
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 06 2008, 23:49
Die Reise war bisher recht unspektakulär verlaufen, nichts, was Tirgatao nicht schon erlebt gehabt hätte. Dennoch wusste sie, dass für Styliana alles neu und anders war, und sie hetzte nicht unnötig, damit ihre Freundin sich ihre erste Reise für immer einprägen konnte. Wer wusste schon, wann sie das nächste Mal zusammen unterwegs sein würden. Andererseits war es ja auch diesmal ursprünglich nicht so geplant gewesen und hatte sich einfach so entwickelt.
Dank Hishn und Shona, aber auch dank Tirgataos eigenen Fähigkeiten, hatten sie unterwegs nicht zu hungern brauchten, und die Arespriesterin hatte sich auch immer bemüht, Wurzlen, Beeren und Pilze für Styliana zu finden, von der sie wusste, dass sie pflanzlicher Nahrung prinzipiell den Vorzug gab.
Das Wetter wurde von Tag zu Tag kühler, die Blätter an den Bäumen präsentierten sich in ihrem bunten Herbstgewand, der Wind frischte auf und brachte immer öfter Feuchtigkeit und leichten Regen mit sich. Dennoch wärmte sie Sonne immer noch, wenn sie sich zwischen den Wolken hervorschob und ihre Strahlen durch das dichte Blätterdach des Waldes schickte. Tirgatao hätte endlos so reiten können, ja, es wäre nicht einmal ein Problem für sie gewesen, auf Farnas Rücken zu schlafen, so sehr war sie es gewöhnt, zu reiten. Doch sie blieb wachsam, beobachtete die Umgebung mit ihren eigenen Sinnen und öffnete ihren Geist gleichzeitig für Hishn und Shona. Im Wald konnte sie nicht weit sehen, bevor Bäume und Unterholz ihr den Blick versperrten, und sie mussten vorsichtig sein.
Tirgataos Erfahrung, die sie so wachsam sein ließ, trog sie auch heute nicht. Hishn und Shona übermittelten ihr fast gleichzeitig eine intensive Warnung, den Geruch von Menschen, Leder, Metall, Schweiß, das Geräusch von Füßen in den Blättern. Sofort schossen beide Wölfinnen ins Unterholz, eine links, eine rechts von dem Pfad. Die Amazone warnte sie nochmals eindringlich vor Rüstungen, vor scharfen Waffen, mahnte beide, nur aus sicherer Deckung anzugreifen und sich immer sofort wieder zurückzuziehen. Gleichzeitig lockerte sie unauffällig das Messer im Gürtel und legte die Zügel sorgfältig und sicher vor sich auf dem Sattel ab, so dass sie weder herunterfallen noch Farna behindern konnten.
Vorsicht, Styliana. Wir bekommen Gesellschaft.
wisperte die Arespriesterin, ohne ihre Lippen zu bewegen. Sie hoffte, ihre Begleiterin würde sich nun im Hintergrund halten, denn sie trug nur das Messer im Gürtel, mit dem sie sich weder verteidigen konnte noch würde, wie Tirgatao wusste. Und so harrte die Amazone der Dinge - oder eher Menschen - die da kommen würden.
Sie brauchte nicht lange zu warten, dann verstellten ihnen fünf Männer und eine Frau den Weg und forderten sie auf, sich zu ergeben. Die Amazone strich sich kurz mit der Hand über die Stirn, als müsse sie nachdenken, doch in Wahrheit ging es ihr nur darum, die gekreuzten Lanzen des Ares zu berühren, während sie sich für einen Wimpernschlag eindringlich an Ares wandte.
Ares, geliebter Vater der Amazonen, gefürchteter Kriegsherr, führe mir in diesem Kampf die Hand, lass meinen Mut nicht wanken und meinen Arm nicht erlahmen, bevor ich diese Wegelagerer nicht ihrem verdienten Tod zugeführt habe. Beschütze deine Geschöpfe, dass sie nicht zu Schaden kommen, und hilf mir, Styliana vor Schaden zu bewahren
Laut sagte sie dagegen Wenn ihr schnell genug lauft, entkommt ihr vielleicht meiner Klinge, Diebesgesindel!
Noch während sie sprach, passierten mehrere Dinge gleichzeitig: Styliana riss Shanna herum und jagte mit ihr den Weg zurück, den sie gekommen waren, Tirgatao trieb Farna gerade auf die Wegelagerer zu und zog dabei ihr Schwert und aus dem Unterholz stoben zwei weiße Schatten hervor und verbissen sich in den Mann, der am weitesten hinten stand. Schreiend ging dieser mit den Wölfinnen verkeilt zu Boden und versuchte verzweifelt, ihre Zähne von seiner Kehle fernzuhalten, was ihm jedoch nicht gelang, da Hishns kräftige Kiefer seine Waffenhand zermalmt hatten, so dass er nun unbewaffnet war.
Die Amazone lenkte ihre Stute direkt auf den Anführer zu und gab mit den Schenkeln die Hilfe, die sie steigen und mit den Vorderhufen nach dem Brustkorb des Mannes treten lassen würde. Dabei unterstützte sie den Befehl mit einem sarmatischen Wort und zog parallel dazu mit der linken Hand das Messer aus dem Gürtel, um es zu ihrer Verteidigung nutzen zu können. Ihr Schwert sauste derweil auf die einzige Frau in der Gruppe nieder...
Triana hätte alles erwartet, doch nicht das. Statt sich verängstigt zu ergeben, oder einen halbherzigen Fluchtversuch zu unternehmen, preschte die eine Frau auf ihrer Stute davon, und die andere ging ohne zu Zögern zum Angriff über. Im selben Moment hörte Triana hinter sich die Schmerzensschreie eines der Männer, die bald in ersticktem Gurgeln untergingen. Doch sie konnte sich nicht umdrehen, das Schwert der Frau ging auf sie nieder, sie musste parieren, angreifen, den schlagenden Hufen des schwarzen Pferdes ausweichen und dabei nicht ihren Begleitern in die Waffe laufen. Triana parierte, parierte und parierte wieder, Schweiß lief ihr über die Stirn, sie schaffte es nicht, einen Angriff anzubringen, und schließlich war sie einmal einen halben Wimpernschlag zu langsam und das fremde Schwert schnitt tief in ihre Schulter. Sie sank zu Boden...
Tirgatao reagierte nur noch instinktiv, wehrte hier eine Axt ab, wich dort einem Schwert aus, griff selbst wieder an. Ihre Arme schmerzten von den Paraden wuchtig geführter Hiebe, sie hatte aufgehört, Farna bewusst auf Feinde zuzulenken, in dem Wissen, dass ihre Ausbildung greifen, dass Farna jeden Gegner in ihrer Nähe mit Huftritten traktieren würde. Hishn und Shona hatten einen der Feinde besiegt, Blut sprudelte aus seiner zerfetzten Kehle. Die beiden Wölfinnen stürzten sich wie im Rausch auf einen weiteren Mann, brachten ihn durch kraftvolle Bisse in die Waden zu Fall und verbissen sich dann in ihn, um auch ihn zu töten. Sie nahmen ihre Umwelt nicht mehr so umfassend wahr, wie zuvor, und Hishn bekam einen Tritt gegen den Brustkorb, als einer der Männer versuchte, dem zu Boden gerissenen zu helfen. Die Wölfin jaulte auf und versenkte ihre Zähne in den neuen Gegner.
Trotz ihrer Angst um Styliana, Hishn und Shona kämpfte Tirgatao verbissen weiter. Die Frau sank unter einem kraftvollen Schwertstreich zu Boden, und gleichzeitig flammte Schmerz in Tirgataos linkem Oberschenkel auf. Ohne nachzusehen, stach sie automatisch nach dem Angreifer und versenkte ihr Messer mehr aus Glück denn aus Berechnung in seinem Arm. Der Mann schrie auf und wich einen Schritt zurück. Die Amazone nutzte die Gelegenheit, Hishn und Shona zu Hilfe zu kommen, doch im nächsten Moment erhielt sie einen Hieb gegen den Rücken, der ihr die Luft aus den Lungen trieb und sie nach vorne auf Farnas Hals warf. Die Stute machte einen Satz nach vorne, bei der ungewohnten Bewegung, und brachte ihre Reiterin damit aus der Reichweite des verletzten Mannes, der mit einem dicken Ast zugeschlagen hatte.
. . .
Der Kampf währte noch ein wenig, doch schließlich lagen alle sechs Angreifer in ihrem eigenen Blut. Hishn und Shona hinkten, Hishn wegen des Tritts in die Rippen, Shona, weil sie Hishns und Tirgataos Schmerzen spürte. Die Amazone hielt hatte ihre Waffen vor sich am Sattel befestigt und hielt eine Hand auf den Schnitt in ihrem linken Oberschenkel gepresst, während sie die Umgebung nach Styliana absuchte...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Di Okt 07 2008, 21:48
Sie öffnete die Augen als Tirgatao die Warnung aussprach. Vorsichtig schaute sie sich um, konnte aber niemanden entdecken. Sie wusste nicht, was ihre Freundin mit dieser Warnung beabsichtigte... bis die sechs Gestalten auf den Weg traten. Die Warnung des einen reichte Styliana völlig aus um allen Mut zu verlieren und ohne nachzudenken ihrem Fluchtinstikt Folge leistete. Shanna preschte den Weg zurück, den sie gerade erst gekommen waren. Aufgrund der Geschwindigkeit konnte Styliana nicht abschätzen welchen tiefer hängenden Zweigen sie ausweichen musste und einige wenige Male peitschte das biegsame Holz der Laubbäume in ihr Gesicht und auf den Oberkörper. Aber darum kümmern konnte sie sich eh nicht, war sie doch viel zu sehr damit beschäftigt nicht vom Pferd zu fallen.
Nach einigen endlosen Minuten im Galopp verfiel Shanna erst in einen Trab, dann in den Schritt und blieb dann ganz stehen. Styliana zitterte am ganzen Leib, Angst hatte sie gepackt und sie konnte nicht gerade aus denken. Erst mit und mit sickerte in ihr Bewusstsein dass sie zwar in Sicherheit war aber Tirgatao keinesfalls. Sie war nicht zu sehen, musste also zurück geblieben sein... mochte gar mit dem Gesindel kämpfen. Bei dem Gedanken packte Styliana das Grauen. Sie sah vor ihrem geistigen Auge Blut spritzen, hörte in der imaginären Akustik Knochen brechen, fühlte vorgestellterweise Schmertwogen durch den Körper branden, schmeckte den eisernen Geschmack von Blut. Sie hatte sich auf die Lippe gebissen. Doch nach einer ungläubigen Musterung ihrer Finger, mit denen sie ihre Lippen betastet hatte, schaute sie sich hektisch um.
Irgendetwas musste sie tun. Ihre Gedanken rasten und nur einer der vielen machte ihr Mut: Uma Sie wendete Shanna und ließ das Pferd im Trab zurücklaufen. In der Zeit, die ihr verblieben war, sandte sie ihre Gedanken ihrer Mutter und betete für Tirgatao. Auch Ares bat sie um Hilfe für die Freundin, wusste sie doch dass Tirgatao Ares mehr als irgend jemandem anderen vertraute.
Seit ihrer unüberlegten Flucht war geraume Zeit vergangen, der ganze Tag lag zwischen dem Ereignis von gerade und jetzt. Und doch war der Kampf anscheinend noch im Gange, sie hörte Schreie, Wimmern, andere Geräusche, die sie lieber nicht korrekt zuordnen konnte und wollte. Zögerlich hielt sie Shanna an, Tränen traten ihr in die Augen. Sie war Tirgatao mehr eine Last denn etwas anderes und das beschämte sie. Doch ihre Angst vor den Leuten, die sich an ihrer habe und ihnen selbst hatten vergehen wollen, es immer noch wollten -?- war zu groß.
Dann war es still. Das Laub rauschte in der warmen Herbstbriese und die Sonnenflecken tanzten auf dem Boden, auf dem Pferd und auf ihr selbst. Sie spürte Nässe unterhalb der Augen und ließ sich langsam aus dem Sattel gleiten. Sie nahm beiläufig die Zügel und ging Schritt für Schritt auf den Ort zu, wo all das Gräuel statt gefunden hatte. Jeder Schritt forderte mehr Kraft von ihr, jeder Schritt machte sie ängstlicher. Sie vertraute Ares, glaubte an ihn und betet ihn an. Aber ob seine Priesterin wirklich diesen Kampf gegen sechs Gegner bestanden hatte? Sie zweifelte.
... zu Unrecht. Tirgatao saß im Sattel, schaute ihr entgegen. Die beiden Wölfinnen leckten ihre Wunden. Und sechs Menschen lagen getötet in ihrem Blut da, dem Leben entrissen und nicht würdig gestorben. Ihr Inneres riss entzwei. Sie hatte gewusst dass Tirgatao den Kampf in solch einer Situation suchen würde. Aber dass die Freundin das Leben der menschen nicht verschonte war wie ein Schlag ins Gesicht... wie sechs Schläge. Wie im Alptraumm kam es ihr vor und ihr Blick wanderte von Tirgatao zu den Toten und zurück. Dann sah sie, dass die Freundin nicht unverletzt geblieben war und wieder folgte eine instinktive Reaktion: Sie ließ die Zügel des Pferdes los und eilte zu Tirgatao. Es war als wäre in ihrem Kopf ein Schalter umgelegt worden.
Komm vom Pferd herunter und setzt dich. Zeig mal die Wunde...
Warte hier, ich hol frisches Wasser, da hinten ist ein Bach.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Di Okt 07 2008, 22:35
Zu Tirgataos großer Erleichterung brauchte sie nicht lange auf Styliana zu warten. Sie hatte schon befürchtet, ihre Freundin wäre in Panik weit geflohen, doch sie hatte sich offenbar schnell wieder gefasst und Shanna gewendet, so dass keine Suche nötig war. Die Arespriesterin wollte tief durchatmen, doch sowohl ihr eigener Rücken als auch der von Hishn übermittelte Schmerz in den rechten vorderen Rippen ließ sie rasch innehalten.
Styliana schien dagegen fassungslos, als sie den Schauplatz des Kampfes betrachte, und Tirgatao fragte sich, ob die Frau schon einmal jemanden gesehen hatte, der im Kampf gefallen war. Immerhin war es ihre erste Reise. Und das viele Blut und der Blick in starre, leere Augen waren gewöhnungsbedürftig. Doch Styliana trat zu Tirgatao und bat sie, vom Pferd zu steigen, damit ihre Verletzung versorgt werde könnte.
Während Styliana zum Bach aufbrach, zog die Arespriesterin eine Grimasse. Vom Pferd steigen... sie hat gut reden, das ist ja auch so angenehm, wenn einem jemanden einen Prügel über den Rücken gezogen hat... - hey, das steht dir schließlich nicht auf die Stirn geschrieben, woher soll sie das wissen? Mit einem Seufzen veranlasste Tirgatao Farna, den Kopf tief zu nehmen, schwang das rechte Bein vorne über das Pferde und rutschte dann so vom Sattel, dass sie nur auf dem rechten Fuß aufkam und so das verletzte Bein schonte.
Sie klopfte Farnas Hals, doch das schmerzerfüllte Schnauben der Stute ließ sie innehalten. Tirgatao hinkte ein paar Schritte, betrachtete Farna genauer und fand am Übergang von Hals zu Brust einen langen aber nicht lebensgefährlichen Schnitt. Kein Wunder, dass die Stute Schmerzen hatte. Fast hätte die Amazone geflucht. Ihr Instinkt riet ihr, diese Gegend möglichst rasch zu verlassen, falls es noch mehr Wegelagerer in der Nähe gab, und einen geschützten Lagerplatz aufzusuchen, doch Farna durfte sich in nächster Zeit nicht zu sehr anstrengend.
Styliana kam mit dem Wasser zurück und Tirgatao drehte sich einigermaßen mühsam zu ihr um. Es widerstrebte ihr, sich hier, mitten im Wald, auszuziehen und verarzten zu lassen, doch die Wunde musste verschlossen werden, und sie musste sich unbedingt auch Hishn ansehen, die mit noch immer vom Blutrausch verengten Augen zwischen den Leichen herumhinkte, sich immer wieder in einen der toten Körper verbiss, als müsste sie ihn noch einmal töten. Auch Shonas Pupillen waren verengt, das Gelb der Augen ebenso verdunkelt wie bei Hishn, und die jüngere Wölfin benahm sich den Leichen gegenüber nicht anders. Beide Wölfinnen hatten den Blutgeruch in der Nase, den Geschmack auf der Zunge und waren noch immer wie im Rausch, hätten sich auf jeden gestürzt, der ihnen in die Quere gekommen wäre. Die Gefahr für sie und ihre Rudelschwester, der Kampf, das Blut, der Geruch des Todes, der Exkremente hatte ihre Sinne erregt und berauscht und die Wölfinnen verwirrt. Tirgatao wusste, sie musste früher oder später eingreifen, musste beide Wölfinnen zur Vernunft bringen, ihnen klarmachen, dass der Kampf vorbei war, dass alles in Ordnung war, sie in Sicherheit waren.
Warte einen Moment, ich muss erst Hishn und Shona helfen, sie beruhigen. Das schulde ich ihnen, denn wenn sie mir nicht aus dem Tal gefolgt wären, hätten sie niemals solche Kämpfe erlebt. Das hier sie deutete mit dem Arm über die Leichen das hier, das ist eine Angelegenheit der Menschen, und sie sind nur meinetwegen hineingeraten. Also muss ich ihnen auch wieder aus der Erregung und Verwirrung heraushelfen.
Sie hoffte, dass Styliana verstand, denn es gab für die Amazone keinen anderen Weg. Sie löste ihren eigenen Wasserschlauch vom Sattel und ging zuerst zu Hishn, strich ihr beruhigend über den Kopf, wich den schnappenden Zähnen aus, ließ die Ruhe und Geborgenheit jetzt auch über die gedankliche Verbindung strömen, bis die Wölfin weniger hektisch atmete, ihre Pupillen sich wieder etwas weiteten und das Gelb ihrer Augen Nuance für Nuance heller wurde. Sie kraulte das weiße Fell und ließ schließlich Wasser aus dem Schlauch über die Wolfsschnauze laufen, spülte Blut, Knochensplitter, Fleischreste und Stofffetzen weg, um den überwältigenden Geruch von Blut und Tod zu mindern. Während Hishn sich schließlich winselnd unter einen etwas entfernten Baum zurückzog und mit vielen Pausen und unter winseln ihr Fell leckte, ging Tirgatao bei Shona ebenso vor, wie zuvor bei Hishn.
Erst, als beide Wölfinnen beruhigt ein Stück von den Leichen entfernt ruhten, rappelte sich die Amazone sehr mühsam auf und hinkte auf Styliana zu. Sie hatte keine andere Wahl, als sich verarzten zu lassen, und das noch immer aus ihrem Oberschenkel fließende Blut hinterließ ein Gefühl der Schwäche, das Tirgatao gar nicht gefiel. Sie löste ihren Gürtel, streifte ihre Weste ab, hängte beides an Farnas Sattel, um sich nachher nicht bücken zu müssen. Doch schon beim Hemd musste Tirgatao, von heftigen Schmerzen unterhalb der Schulterblätter gepeinigt, resignieren. Verlegen und über sich selbst verärgert, wandte sie sich an Styliana.
Ich fürchte, ich brauche deine Hilfe beim Ausziehen. Einer dieser Wegelagerer hat mich mit einem Ast am Rücken erwischt, und das macht sich bemerkbar... außerdem spüre ich Hishns angebrochene Rippen noch zusätzlich...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Di Okt 07 2008, 23:18
Sie beobachtete Tirgatao und die Wölfe, ließ ihren Blick auch über die Leichen schweifen. Nachher würde sie sich um sie kümmern. Sie so liegen zu lassen wäre ein Frevel. Die Seelen der Gestorbenen mussten auf den Weg gebracht werden, sonst irrten sie umher, das konnte Styliana nicht verantworten. Sie legte den Wasserschlauch ab und holte aus dem Rucksack ein Linnenes Päckchen, in dem einige Salben und Wundversorgungs"werkzeuge" verpackt waren. Einige Verbände legte sie zu den Sachen und hoffte auf ausreichende Kenntnisse der Heilkunde, um Tirgatao beistehen und helfen zu können.
Die Bitte Tirgataos hatte sie nicht erwartet und traf sie irgendwie... unvorbereitet. Die Arespriesterin ließ sich doch sonst kaum helfen und nun sprach sie solch eine Bitte aus. Hoffentlich will sie mir nicht aufgesetzt zeigen, dass sie mich doch braucht. Ich will nicht dass sie sich meinetwegen verstellt. Sie nickte und schob ihre Hände vorsichtig unter das Hemd, um es dann sachte hoch zu heben und mit der einen Hand fest zu halten, während sie mit der anderen Tirgatao aus den Ärmeln half. Dass die Wolfsläuferin auch die Schmerzen ihrer Gefährtinnen spürte, hatte Styliana bislang nicht gewusst. Besorgt schaute sie zu Hishn. Nein... erst würde sie der Freundin helfen und dann, wenn die Wölfin es zulassen würde, würde sie eine Salbe in das Fell einmassieren. Die Wölfin hat gerade Menschen getötet, du kannst sie nicht einfach anfassen, sie wird dich beißen und lässt doch niemanden außer Tirgatao an sich heran! Sie sog scharf Luft ein als sie den Rücken Tirgataos sah: Er war stark gerötet an einem Streifen von der rechten Schulter bis zur linken Taille. Das würde in wenigen Stunden sehr übel aussehen.
Ich streich dir gleich den Rücken mit einer Salbe ein. Das schaut nicht gut aus! Nun aber erst zu der blutenden Wunde...
Vorsichtig half sie der Amazone aus der Hose und legte ihren Umhang auf den Boden, damit sich Tirgatao darauf niederlassen konnte. Hemd, Hose und Schuhe legte sie ebenfalls auf den Umhang und griff dann nach dem frisch gefüllten Wasserschlauch. Mit einem zusammengerollten Verband, den sie mit Wasser getränkt hatte, wusch sie das Blut um die Wunde herum weg, um den Treffer betrachten zu können. Mit fließendem Wasser wusch sie die Wunde selbst aus. Ein Blick in das Gesicht Tirgataos zeigte Styliana, dass die Kriegerin sich eisern beherrschte. Nach der Wundreinigung bestrich sie die Wundränder mit einer Wundbrand-bekämpfenden Salbe und legte dann einen Verband an. Tirgatao schwieg, also schwieg auch sie. Sie wusste nicht, was sie hätte sagen sollen.
Langsam stand sie auf und nahm einen der Salbentiegel mit, hinter der Gefährtin kniete sie nieder und warnte mit leiser Stimme:
Ich streiche deinen Rücken ein mit einer Salbe, die den Schmerz lindert und die Heilung beschleunigt. Ich bin so vorsichtig wie möglich und hoffe dir keinen Schmerz zu bereiten. Ganz vermeiden lässt es sich leider nicht.
Sie strich durch den Tiegel und bestrich erst die Stellen der Schulter, die kaum betroffen waren. Langsam arbeitete sie sich zu den völlig geröteten Stellen vor und strich so sanft wie möglich darüber und so selten wie möglich. Vorsichtig öffnete sie das Brusttuch, um die darunter liegende Stelle ebenfalls einzureiben und eilte sich damit. Als das Tuch wieder verknotet war, legte sie den Zipfel ihres Umhangs über Tirgataos Schultern.
Bleib eine Weile so, lass Rücken und Bein durch Kleidung unbelastet. Wickel dich ruhig in den Umhang ein aber das über den Rücken reibende Hemd solltest du erst in einer kleinen Weile anlegen. Ich helfe dir dann auch.
Sie setzte sich neben Tirgatao auf den Boden und schaute der Freundin in die Augen.
Kann ich Hishn irgendwie helfen? Ich möchte ihr und... dir den Schmerz lindern. Eine Salbe auf die Haut durchs Fell massiert könnte helfen. Aber... ich trau mich nicht das bei ihr zu machen.
Und dann versorgst du endlich die Toten. Ruhelose soll keine Seele sein, das ist gegen die Ordnung der Götter. Ihr Blick schweifte über das Schlachtfeld und sie griff in ihren Geldbeutel, zählte sechs Denare ab und nahm sie in die Hand, ohne einmal zu dem Beutel und auf die Hand geblickt zu haben. Das Geld war als Bezahlung für den gedacht, der die Seelen der Getöteten in die Unterwelt brachte.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mi Okt 08 2008, 11:45
Tirgatao biss die Zähne zusammen und presste die Lippen aufeinander, während Styliana sie zuerst entkleidete und dann Beinwunde und Rücken versorgte. Es war nicht angenehm, aber nötig. Nach der Behandlung atmete die Amazone tief durch und betrachtete mit einem Stirnrunzeln den Verband um ihren Oberschenkel. Sie war sich nicht sicher, ob die Wunde auf dem Weg nicht wieder aufbrechen würde. Doch zuerst wollte sie sich um Hishn kümmern, und da kam ihr Stylianas Angebot gerade recht, hätte sie sonst doch aufstehen und ihre eigenen Wundversorgungsmaterialien aus dem Gepäck holen müssen.
Über die gedankliche Verbindung bat sie Hishn, zu ihr herüberzukommen und sich in ihren Schoß zu legen, damit Styliana ihr helfen könnte. Die weiße Wölfin kam herübergehinkt und legte sich über Tirgataos rechtes Bein, ohne das linke zu berühren. Die Amazone kraulte zuerst nur sanft Schnauze und Kopf, dann auch die Schultern.
Du kannst die Haut jetzt einreiben, Styliana. Hishn wird sicher zusammenzucken und vielleicht auch versuchen, nach dir zu schnappen, aber du kannst dich auf mich verlassen, ihre Zähne werden dich nicht erreichen...
Die Arespriesterin wusste, sie würde rechtzeitig spüren, wenn Hishn zuschnappen wollen würde, und könnte die Wölfin dann aufhalten. Und so beruhigte Tirgatao die Wölfin, während Styliana die lädierte Seite sorgfältig einrieb. Zwischendurch wanderte der Blick der Amazone immer wieder zu Farna, die noch immer stand, wo ihre Reiterin sie gelassen hatte.
Wir sollten uns auch um den Schnitt auf Farnas Brust kümmern, und dann schnellstmöglich aufbrechen. Vielleicht wäre es besser, wenn du meine Beinwunde noch nähen würdest, damit sie nicht gleich wieder aufplatzt, denn wir müssen weiter. Wir wissen nicht, ob noch mehr Wegelagerer in der Nähe sind, und der Geruch von Blut und Tod wird mit Sicherheit Raubtiere anlocken. Dann möchte ich nicht mehr hiersein. Wir werden die nächsten Tage sowieso nur langsam vorankommen, durch Hishns und Farnas Verletzung...
Ihre eigenen Verletzungen waren für die Amazone nicht der Rede wert. Wäre Farna völlig in Ordnung, so würde sie sich einfach in den Sattel ziehen und hätte es dort für ihre Begriffe so bequem wie auf jeder beliebigen Sitzgelegenheit. Dort könnte sie ihr Bein ausruhen und es heilen lassen. Doch jetzt musste sie Farna vorerst schonen...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mi Okt 08 2008, 12:22
Tirgatao und Hishn waren nun versorgt. Doch Farne brauchte auch noch Hilfe. Sie hatte die Verletzung des Pferdes gar nicht gesehen. So stand sie auf und wusch auch das Blut aus dem Fell des Pferdes. Sie würde Tirgatao schon noch sagen, was sie davon hielt die Toten ungewaschen, unbeerdigt und ohne Fährgeld zurück zu lassen. Die Denare hatte sie auf die Wundverbandssachen gelegt.
Kritisch musterte sie die Wunde Farnas und rieb sie dann mit Salbe ein. Das Pferd hielt sie leicht am Zügel und strich ihr immer wieder über die lange Nase, flüsterte leise Worte zur Beruhigung und summte ein Kinderlied.
Das ist nur zu deinem Besten!
sagte sie Farne immer und immer wieder. Kurz überlegte sie, ob sie die Wunde nicht besser nähen sollte... doch verwarf die Idee wieder, da sie zwar Kleidung nähen konnte aber haut noch nie genäht hatte. So lautete auch ihre Antwort an Tirgatao:
Ich kann höchstens Stoff, Tuch und Leder nähen... aber keine Haut eines lebenden Wesens. Ich kann mich an dir versuchen aber... es wird wohl schmerzhaft sein und das, was übrig bleibt wird nicht schön aussehen.
Dabei kam sie sich so nutzlos vor. Sie konnte ihrer Freundin noch nicht einmal jetzt helfen, wo sie ihr sogar Anweisungen zur Hilfe gab. Sie konnte es einfach nicht, es lag nicht in ihren Fähigkeiten. Sie hoffte, dass Tirgatao verstand.
Damit du dich schonen kannst und auch Farna geschont wird, reite auf Shanna. Farna werde ich ein wenig Gepäck geben und dann zu Fuß gehen, bis sie sich soweit erholt hat, um mich streckenweise zu tragen. So sind wir zwar nicht schnell aber Hishn kommt so auch mit. Und... was dein Verlangen nach einer baldigen Abreise hier angeht, muss ich dich enttäuschen. Die Toten
sie wies auf jede der sechs Gestalten.
müssen versorgt werden. Ihre Seelen sollen Ruhe finden und in die Unterwelt Einlass erhalten.
Ohne sich um Tirgataos Gesichtsausdruck zu kümmern oder auch nur einen Gedanken an weitere Räuber und durch den Blutgeruch angelockte Raubtiere zu verschwenden, begann sie die Frau zu waschen, vom Blut zu reinigen und ihre Kleidung zurecht zu rücken. Sie zog sie dazu auf den Waldboden neben dem Weg und bettete den Kopf der Frau auf einen kleinen Laubhaufen, den sie mit den Händen zusammenklaubte. Die Münzen legte sie neben die Gefallene und eine davon unter deren Zunge. Sachte schloss sie mit ihren Fingern die glasigen Augen und in ihr Gesicht trat der Ausdruck einer fürsorgenden Mutter, die ein verletztes Kind versorgte. Sie hegte keinen Groll gegen die Toten, selbst wenn diese ihr Habe und Leben bedroht hatten. Man soll denen nicht grollen, die uns verlassen haben. Tirgatao kann ich auch nicht grollen, hat sie uns doch beschützt. Und die Wölfe... nein Sie schüttelte den Kopf. Ihnen konnte sie auch nicht böse sein. So blieb ein unbewusstes Schuldgefühl an ihr selbst hängen während sie sich voller Hingabe der Totenwaschung widmete.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mi Okt 08 2008, 18:34
Als Styliana zugab, noch nie Fleisch genäht zu haben, knurrte Tirgatao leise durch die Zähne. Sie wusste, was das hieß, und so rappelte sie sich langsam und mühselig auf, bis sie etwas unsicher dastand, unten ganz ohne und oben nur mit ihrem Brustband bekleidet. So hinkte sie zu Farna und holte ihre eigenen Wundversorgungsmaterialien aus ihrem Gepäck. Mit diesem Kasten "bewaffnet" ließ sie sich vorsichtig wieder auf dem Umhang nieder, fädelte feines Nahtmaterial in eine Nadel und wickelte dann den Verband vom Bein, während sie kopfschüttelnd Styliana zusah.
Ich werde mein Bein und Farnas Wunde nähen, aber dann müssen wir wirklich los. Wir können es uns nicht leisten, diese Wegelagerer zu begraben, und ich sehe offen gesagt auch keinen Grund dazu. Diese Leute haben uns überfallen, um uns auszurauben, und damit allein hätten sie sich sicher nicht zufriedengegeben. Sie haben keinen ehrenhaften Kampf gewagt, sondern sich zu fünft gegen zwei Frauen gestellt, von denen sie wohl dachten, sie könnten sich nicht wehren. Das ist feige und hinterlistig und zeugt davon, dass diese Leute keine Ehre hatten und keine Achtung verdienen.
Willst du unser aller Leben riskieren, indem du sie begräbst? Hishn ist verletzt, Farna ist verletzt und ich ebenso. Was meinst du, wie ein weiterer Kampf ausgehen würde? Und dabei ist es ziemlich egal, ob uns Freunde dieses Gesindels oder irgendwelche Raubtiere hier antreffen, das Resultat wäre ähnlich. Wir haben bei unserem Ritt deutliche Spuren hinterlassen, und Raubtiere riechen Blut aus großer Entfernung. Wenn wir die Leichen dagegen verbrennen, locken wir zweibeinige Räuber an.
Tirgataos Stimme war die ganze Zeit ruhig und kontrolliert geblieben, obwohl sie parallel zum Sprechen ihr Bein genäht hatte. Es war kein angenehmes Gefühl, die eigene Wunde zu nähen, aber keinesfalls wollte sie riskieren, dass die Wunde sich erneut öffnete. Schließlich schnitt sie den letzten Faden ab, verteilte eine Salbe über der Naht und legte einen neuen Verband an. Mit zusammengebissenen Zähnen stand die Amazone auf, und nähte auch Farnas Wunde. Sie hoffte inbrünstig, dass Styliana Vernunft annehmen und zustimmen würde, diesen Ort zu verlassen. Sie hatte ihrer Freundin zugesagt, sie auf dieser Reise zu begleiten und zu beschützen, und so würde sie bei ihr bleiben, auch wenn sie darauf bestand, die Toten zu begraben, und Verletzung hin oder her, sie würde gegen menschliche und tierische Räuber kämpfen, sollten solche auftauchen.
Farnas Wunde war rasch genäht und versorgt, auch wenn die Stute unruhig schnaubte und zuckte und immer wieder von Tirgatao beruhigt werden musste. Schließlich konnte sich die Arespriesterin der Reinigung ihrer Waffen widmen, die sie keinesfalls blutverkrustet in die Scheide schieben wollte...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Do Okt 09 2008, 01:37
Enttäuscht über die Ansichten ihrer Freundin arbeitete sie weiter, sang sehr leise die rituellen Lieder vor sich hin, die dem Anlass angemessen waren. Mehr als nur die Melodie mochte Tirgatao nicht erreichen. Sie schaute immer wieder zur Gefährtin und sah, dass das Nähen von Fleisch wohl nicht so flott von der hand ging wie das Nähen von Stoff. Also legte sie selbst ein wenig an Geschwindigkeit zu, um nur ja vor Tirgatao fertig zu sein mit ihrem Tun. Nachdem sie die Frau versorgt hatte, ließ sie bei den Männern nicht mehr ganz so viel Reinlichkeit walten bei der Waschung und beschränkte sich auf Hände und Gesicht. Jedem legte sie eine Münze unter die Zunge und schloss ihnen die Augen mit den rituellen Empfehlungsworten an ihre Seelen.
Schließlich, Tirgatao versorgte gerade die Wunde des Pferdes, klaubte sie so viel Laub zusammen, wie sie habhaft werden konnte und bedeckte die Leichen damit. Begraben hatte sie sie eh nicht wollen, nur soweit versorgen, dass es den Göttern nicht unangenehm auffiel. Einzig bei der Leiche der Frau war ließ sie so viel Demut vor dem Tode walten, wie es sich gehörte für jemanden... der nicht ihrem Volke angehörte.
Nur kurz nach Tirgatao war auch Styliana fertig und wusch sich die Hände und das Gesicht zur körperlichen wie auch zur spirituellen Reinigung und sprach leise aber lauter als eben noch die Worte, die dazu gehörten. Ein Gebet in der alten Sprache, damit die Seelen der Toten nicht ihre eigene mit in die Unterwelt nahmen.
Während der Versorgung der Gefallenen hatte sie kein Wort mit Tirgatao wechseln können. Das wäre ein Vergehen an den alten Ritualen gewesen. Nun aber wandte sie sich der Freundin zu.
Ich folge dem, an das ich glaube, Schwester. Ich hoffe du verstehst mich und verspottest mich nicht. Ich danke dir auch dafür, dass du mich beschützt hast... ... aber unversorgt konnte ich sie nicht lassen.
Wir können eh erst jetzt los und wir haben keine Zeit verloren, da ich mit Nadel und Faden an Haut ohnehin nicht umgehen kann. Ich bin nicht Lutiana und bislang habe ich solche Wunden noch nie versorgen müssen, nicht einmal gesehen.
Sie ging zu Tirgatao und hob Hose und Hemd auf. Sie half der Freundin in die Kleidung und versuchte so behutsam wie möglich das Hosenbein am Verband entlang gleiten zu lassen und das Hemd den Rücken so wenig wie möglich berühren zu lassen. In die Stiefel half sie ihr und hoffte, dass Tirgatao so wenig Schmerz wie möglich spürte. Doch ihre Gedanken weilten bei den letzten Worten, die ihr von den Lippen geflossen waren.
Ihre Worte hatten sie an etwas denken lassen, was sie vor langer Zeit, sehr langer Zeit beigebracht bekommen hatte und an das sie sich vage erinnerte. Sie war sich nicht mehr ganz sicher aber sie wollte der Tradition Folge leisten und fiel auf das linke Knie vor Tirgatao, den Kopf gesenkt. Jetzt brach die Erinnerung durch an das, was sie nun zu sagen hatte.
Ich stehe in deiner Schuld Schwester und hoffe diese Schuld begleichen zu können. Wann immer du mich brauchst, wann immer du...
In dem alten Schuldspruch war nun vorgesehen, dass sie sagte: wann immer du mein Schwert benötigst, doch das war sehr unpassend in Stylianas Fall.
... meine Hilfe benötigst, wende dich vertrauensvoll an mich und im Namen der Götter werde ich dir beistehen, dein eigen Leben so schützen wie du meines geschützt hast.
Sie schaute weiterhin zu Boden und wartete auf die Reaktion Tirgataos, ob diese den Schuldspruch anerkennen würde. Wenn nicht, dann hatte sie gerade eine gute Freundin verloren und davor hatte sie ein wenig Angst. Aber tief in ihrem Inneren, da wo sie sich selbst die Schuld am Tod dieser sechs Menschen gab, da vertraute sie so fest in Tirgatao, dass sie eine Ablehnung nicht erwartete.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Fr Okt 10 2008, 22:55
Stylianas Worte ließen Tirgatao aufseufzen. Auf dieser Reise hatte sich immer wieder gezeigt, wie verschieden Freundinnen doch sein konnten. Sie, die Stolze, die Kriegerische, die ewig Unruhige und Wandernde, von den Wölfen Erwählte. Und Styliana, die so in sich und ihrem Glauben ruhte, die die Natur und den Frieden schätzte und selbst Wegelagerern, die ihr nach dem Leben getrachtet hatten, zumindest eine zur Ruhe kommende Seele nicht verwehren wollte. Ja, das war ihr Glauben, und ja, die Arespriesterin würde dies akzeptieren müssen, so wie Styliana bisher immer ihren Glauben respektiert hatte.
Fast wäre Tirgatao zurückgewichen, als Styliana vor ihr niederkniete. Sofort fühlte sie sich unwohl, und hatte das starke Bedürfnis, die Freundin entschlossen zum Aufstehen aufzufordern. Kaum dass die Knieende mit Sprechen fertig war, beugte sich die Amazone zu ihr, fasste sie sanft aber bestimmt an den Oberarmen und zog sie auf die Beine.
Styliana, du sollst nur vor den Göttern knien. Es ist... da wo ich geboren wurde... würde sich kein Krieger so erniedrigen, dass er vor einem Menschen das Knie beugt. Diese Ehrerbietung steht ausschließlich den Göttern zu. Es... ist mir unangenehm.
Sie schien dabei gar nicht zu bemerken, dass Styliana alles andere als ein Krieger war. Sie, Tirgatao, war Kriegerin, und sie fühlte sich einfach unwohl, wenn ein Mensch vor ihr niederkniete, den sie als gleichgestellt betrachtete.
Wir sind Freundinnen und meiner Meinung nach muss zwischen diesen keine Schuld beglichen werden, wenn eine der anderen beisteht. Aber ich respektiere deine Einstellung.
Tirgatao zog Styliana kurz in ihre Arme und drückte sie an sich, bevor sie sich daran machte, alles Gepäck an Farnas Sattel zu befestigen und so Shanne zu entlasten. Anschließend gab sie Shanna einen sarmatischen Befehl, auf den hin die Stute sich auf den Boden legte. Die Amazone stellte sich über ihren Rumpf, über dem Sattel, und bat Hishn zu sich. Sobald die Wölfin halbwegs bequem vor dem Sattel über Shannas Hals lag - was die Stute zu nervösem Schnauben veranlasste - griff Tirgatao in Hishns Fell und befahl Shanna, aufzustehen.
Es war für die Amazone mühsamer als sonst, den Sattel perfekt zu treffen, als die Stute sie mit in die Höhe nahm, weil sie ja Hishn vor dem Abstürzen bewahren musste. Aber es gelang recht gut, denn Hishn blieb einigermaßen schmerzfrei liegen und Tirgatao musste sich nur geringfügig zurechtsetzen, bevor sie sicher und bequem saß.
Ich fürchte, du wirst Farna auch in den nächsten Tagen nicht reiten können. Ich habe Farna damals auf die Welt geholt und sie allein auf mich geprägt und trainiert. Sie wirft normalerweise jeden anderen ab. Und nicht gerade auf sanfte Weise. Es würde vielleicht gehen, wenn ich dabei die Zügel habe, weil sie dann sicher sein könnte, dass alles in Ordnung ist. Hishn behalte ich vorerst vor mir im Sattel, damit ihre Verletzung in Ruhe heilen kann...
Tirgatao sah sich nochmals um, ob sie auch wirklich alles wieder eingepackt und auf Farnas Rücken verstaut hatten, griff dann, da die Stute sich von Styliana wohl auch nur schlecht führen lassen würde, nach Farnas Zügeln, um langsam den bisherigen Weg fortzusetzen. Shona lief immer dicht neben Shanna, um in Hishns und Tirgataos Nähe zu sein...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Fr Okt 10 2008, 23:28
Sie verstand es. Tirgatao verstand sie und ihre altertümlichen Ansichten. Styliana war der Gefährtin sehr dankbar dafür und wusste, dass sie in Tirgatao nie wieder diejenige sehen würde, die sie noch vor der Abreise in ihr gesehen hatte. Sie hatte über die Reise die richtige Tirgatao kennen gelernt und fand sich von ihr verstanden. Das hatte sie bislang bei nur wenigen Menschen erlebt. Zu Hause war sie, Styliana, eine Person, zu der man kaum eine freundschaftliche Beziehung aufbaute. Sie hatte die Mädchen, die sahen sie als Mutter oder mütterliche Freundin, sie hatte die anderen Bewohner des Ortes, die sie mit Respekt behandelten. Aber eine richtige Freundin hatte sie bislang nicht - jetzt schon.
Stumm ob der Freude, die sie durchrieselte, nahm sie ihren Umhang wieder auf und zog ihn an. Die Flecken auf der Innenseite störten sie nicht im Geringsten. Ja, es war Blut. Aber ein Kleidungsstück kann eine Geschichte erzählen und dieser hier erzählte die Geschichte von Vertrauen, Freundschaft und Hilfe.
Ich brauche nicht zu reiten! Inzwischen sollte ich auch eine Strecke zu Fuß bestehen können. Sonst hätte es mir ja gar nichts gebracht dass ich jeden Morgen erst gehe und dann reite. Reite du nur mit Hishn. Ich bin bei euch und helfe dir, Farna, Shanna, Shona und Hishn so gut ich kann; so gut ihr mich lasst.
Sie setzte die reise nun also im Gehen fort, blieb nahe bei den anderen und versuchte Tirgatao den Ritt so angenehm wie möglich zu gestalten, solange dies in ihrer Macht stand. Ausdauernd war sie zwar nicht aber ein gutes Stück Weg konnten sie noch zurück legen bis sie ausruhen musste. Da aber drei Verwundete in der Gruppe waren, mussten eh regelmäßig Pausen eingelegt werden. So kamen sie nur mehr langsam voran aber stetig. Ihre Augen musterten immer wieder den Wald, hatte das Ereignis sie doch aufgerüttelt und ihre Angst vor Diebespack und wilden Tieren geschürt. Wenn ihnen jetzt noch einmal so jemand wie eben begegnen sollte, würde sie nicht fliehen können, würde sie die Freundin verteidigen müssen. Es wäre schlecht wenn jetzt noch etwas passieren würde. Fliehen konnten die Verwundeten nicht. Sie seufzte tief.
Im Abend schlug sie das gemeinsame Lager auf, sattelte die Pferde ab und teilte das auf, was sie noch an Lebensmitteln hatten. Tirgatao hatte vor zwei Tagen gejagt und den Hasen hatten sie in Streifen geschnitten und das Fleisch über dem Feuer austropfen und garen lassen. Nun reichte Styliana Tirgatao die letzten zwei Fleischstreifen und begnügte sich selbst mit Schrumpeläpfeln, die sie am Vortag gesammelt hatten. Nachdem sie Tirgataos Wunde angesehen hatte und den Verband neu angelegt hatte, rieb sie den inzwischen blau angelaufenen Rücken erneut mit der Salbe ein. Auch die Wölfin musste sich der Prozedur des Salbe-ins-Fell-einreiben noch einmal unterziehen. Danach zog Styliana noch einmal los, um in der nahen Umgebung etwas essbares für den nächsten Morgen zu suchen. Ihre karge Ausbeute war eine Unmenge an Maronen, jede Menge Berberitzen, ein paar Kräuter und Wurzeln. Entschuldigend schaute sie Tirgatao in die Augen, als sie das mit zum Lagerplatz brachte. Jagen konnte Styliana nicht und sie kannte auch nicht alle essbaren Pflanzen, war mit Sicherheit an sehr vielen vorbeigegangen.
Doch nicht nur die Menschen lebten nun mit geschmälerten Portionen: Shona jagte und versorgte Hishn mit. einzig die Pferde konnten in Ruhe das Gras rupfen, sie wie zuvor.
Des Nachts legte Styliana ihren Umhang als Polster für Tirgatao hin und zog die zweite Schicht Kleidung an, damit ihr selbst nicht kalt wurde.
Zum Glück traf nichts Unvorhersehbares mehr ein und sie kamen voran. Nach einigen Tagen ritt Tirgatao kurze Strecken auf Farna und Styliana ruhte ihre Füße auf Shanna reitend aus. Als Tirgatao jedoch Styliana auf Shanna reiten lassen wollte und selber gehen wollte, stellte Styliana sich stur und ging neben Tirgatao her, so lange bis sich die Kriegerin geschlagen gab. Das war nicht gerade erfreulich, da Tirgatao, stur wie sie war, so lange lief bis das verwundete Bein unter ihr nachbgab und Styliana ihr aufs Pferd helfen musste. Aber Styliana wollte nur das Beste für die Gefährtin. Der Rücken wurde schwarz, dann wieder blau, später grün-blau und gelb-grün-blau. In dieser Färbung blieb er aber vorerst. Die Wunde von Tirgatao heilte schneller als die von Farna, etwas schneller als bei einem normalen Menschen eine Wunde heilte. Styliana fragte nicht nach, sagte sich aber, dass Ares seiner Dienerin gewisse Vorzüge gegeben haben musste, die einem kriegerischen Leben dienlich waren. Gutes Wetter wechselte sich mit Regen ab, ein nebeliger Tag brachte da ein wenig Abwechslung, wenngleich es anstrengend war aufmerksam durch den Nebel zu blicken um rechtzeitig vor nahenden Gefahren gewarnt zu sein.
Hishn ging es mit der Zeit ebenfalls besser und konnte wieder größere Strecken selbst laufen. Es war ja auch ungewohnt auf dem Rücken eines Pferdes Meile um Meile zu verbringen. Und Meile um Meile kamen sie Tag um Tag voran und näherten sich ihrem Ziel.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Fr Okt 10 2008, 23:57
Mit diesem Post kommen wir vor dem Dataroner Tor in Sicht. Allerdings erreichen wir das Tor noch nicht. Jedoch können uns ab jetzt Leute begegnen, die sich um Dataron aufhalten.
Sie kamen langsam voran. Verglichen mit normaler Reisegeschwindigkeit bewegten sie sich in den ersten Tagen nach dem Überfall im Schneckentempo. Und sie waren immer auf der Hut, noch viel mehr als vorher. Mit einem verletzten Pferd hätten sie nicht fliehen können, und Tirgatao hätte nicht mehr so gut kämpfen können durch ihre Verletzungen. Immerhin heilte alles gut ab, ohne Entzündungen, ohne Komplikationen. Die Amazone wusste, dass ihre Wunden ungewöhnlich schnell heilten. Das war so, seit sie mit den Wölfen lief, und sie hatte keine Erklärung dafür. Allerdings hatte sie auch nichts dagegen.
Tag um Tag verging, das Wetter wechselte, die Landschaft wandelte sich, die Verletzungen bei Mensch und Tier heilten gut. Farna konnte Tirgatao immer öfter und immer länger tragen, und die Amazone diskutierte nicht mehr mit Styliana darüber, wer den Rest der Zeit auf Shanna ritt. Der eine Versuch, eine längere Strecke zu Fuß zurückzulegen, hatte ihr gereicht, um festzustellen, dass ihr Bein noch nicht das tat, was es sollte.
Die weitläufige Ebene bot ausreichend Wasserstellen, um Menschen und Tiere nicht dürsten zu lassen, und sowohl Styliana als auch Tirgatao behielten die Gegend jetzt nicht mehr nur deshalb scharf im Auge, weil sie Überfälle fürchteten, sondern auch deshalb, weil sie sich den Beschreibungen nach jetzt ihrem Ziel näherten. In den Wäldern fand sich reichlich Nahrung, und seit die Amazone wieder in der Lage war, selbst ein Stück durch den Wald zu streifen, wurden auch die Mahlzeiten wieder etwas üppiger. Tirgatao achtete darauf, Styliana die essbaren Pflanzen und Pilze vor dem Verzehr genau zu zeigen und zu beschreiben, wo sie zu finden waren. Schließlich konnte es nie schaden, noch etwas mehr über das Leben in der Wildnis zu erfahren.
Eines Vormittags schließlich, die Sonne stand schon hoch am Himmel, zeigte Tirgatao mit dem ausgestreckten Arm auf die Stadt, die an einen Gebirgszug geschmieg ein gutes Stück vor ihnen lag. Bis zum Einbruch der Dunkelheit würden sie die Stadt wohl erreichen. Die Amazone lenkte Farna direkt auf die Stadt und ließ ihren Blick schweifen. Die Ebene war wunderschön in ihrem saftigen Grün, durchbrochen von glitzerndem Blau und im Wind treibenden bunten Blättern, die von den nach und nach kahl werdenden Bäumen geweht wurden. Der Wind streichelte das Grün und kräuselte das Blau, brachte vielfältige Düfte mit sich und wehte den beiden Frauen die Haare ins Gesicht.
Die Stadt, oder zumindest ein Teil davon, glitzerte und funkelte im Schein der Herbstsonne, doch konnte Tirgatao aus dieser Entfernung noch nicht klar ausmachen, auf was genau die Strahlen dort trafen. Es machte sie jedoch neugierig auf diese neue fremde Stadt und ihre Bewohner. Bisher wusste sie nur, dass sie Lara-Sophia dort finden würde. Alles andere würde sich erst bei der Ankunft finden...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Sa Okt 11 2008, 00:19
Als Tirgatao ihr die in Sich gekommene Stadt zeigte, ließ Styliana ihren Blick wandern. Sie war gespannt auf diese Stadt und die Leute, die darin wohnten. Welche Götter mochten sie anbeten? Welchen Tätigkeiten nachgehen? Wie überhaupt sein?
Bislang hatte sie sich auf der Reise keine Gedanken über das Ziel gemacht, nun aber explodierte in ihr die Aufregung. Ihr Herz begann zu rasen und sie fragte sich, warum sie eigentlich hier her gekommen war, das gut behütete heim aufgegeben hatte. Doch die Antwort lag ihr tief in der Seele und förderte die Aufregung noch. Sie schaute sich immer wieder um, ihr Mund war trocken und eine feine Schweißschicht stand ihr auf der Stirn. Sie hatte das Gefühl, dass von überall her Augen auf sie blicken. Beobachtet, wie sie sich fühlte, verkrampfte sie und ihr Atem ging nur noch stoßweise und schwer. Leichter Schwindel erfasste sie und sie mühte sich auf Shanna sitzen zu bleiben, war dankbar nicht auf ihren eigenen Füßen zu stehen.
Es dauerte nicht lange und alles beruhigte sich in ihr etwas. Sie war aufgeregter als während der letzten Tage der Reise aber es senkte sich auf ein annehmbares Maß herab. Sie musste sich beherrschen, wollte möglichst sie selbst sein, wenn sie die Stadt erreichten und den ersten Bewohnern begegneten.
Bald machten sie Rast zum Mittagessen und legten die letzten Vorräte vor sich hin. Ein recht üppiges Mahl im Vergleich zu denen, die Styliana zustande gebracht hatte als sie alleine die Verpflegung gesucht hatte. Ihr Blick wanderte immer wieder Richtung Dataron und sie fragte sich, ob sie das finden würde, was sie suchte.
Tirgatao... bist du dir sicher, dass wir hier richtig sind? Für das, was ich...
Sie verstummte. Wenn nun wirklich jemand da war, der sie beobachtete, dessen Augen sie auf sich ruhen fühlte. Sie wollte kein Wort darüber an jemanden Außen stehendes verlieren. Was sie her führte war ganz allein ihre Sache. Wieder kam ein Schub, bei dem ihr Herz raste und alles um sie herum einen leichten Drall bekam. Mit zusammen gebissenen Zähnen nahm sie das Schlimmste hin und als das Herz wieder ruhiger Schlug versuchte sie sich wieder zu entspannen. Doch viel bekam sie nicht gegessen, dafür war sie doch noch zu aufgeregt.
Sie machten eine längere Mittagsrast, damit die Verwundeten sich ausruhen konnten und sie für das letzte Stück Weg Kräfte sammeln konnten. In dieser Zeit wechselte Styliana rasch ihre Sachen, so dass sie anstelle der schlichten Linnen-Sachen nun wieder die Weißhirsch-Lederhose sowie das Lederhemd trug. Es war beides eng anliegend und sehr sauber. Styliana hatte ihre Sachen immer dann gepflegt, wenn es nötig geworden war. Auch den Umhang hatte sie abgerieben, so dass die Blutflecken nur mehr Schatten waren, keine Augenmerke mehr. Dann legte sie sich neben Tirgatao und genoss die Sonne in ihrem Gesicht und ließ den Blick schweifen. In ihr breitete sich Ruhe aus und eine höhere Macht schien ihr zu sagen, dass sie nichts fürchten müsse, dass sie beruhigt alles angehen solle und es schaffen würde, dass immer jemand bei ihr sei und dass ihre Entscheidung die Richtige gewesen sei.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Sa Okt 11 2008, 20:48
Tirgatao genoss die Mittagsrast, bei der sie ihre restlichen Vorräte verzehrten. Die Sonne schien warm auf sie herab, so dass die Amazone ihren warmen Umhang löste. Sie trug die gleiche Kleidung wie beim Überfall, allerdings war der Schnitt im linken Hosenbein inzwischen sorgfältig vernäht und das Blut war weitestgehend ausgewaschen und ausgeblichen. Für einen Moment dachte die junge Frau an die rote Narbe in ihrem Fleisch. Die Fäden hatte sie inzwischen ziehen können, doch die frisch verheilte Wunde war noch immer sehr deutlich sichtbar und leider auch noch empfindlich.
Nachdem die Vorräte aufgebraucht waren und die beiden Frauen auch ihren Durst gelöscht hatten, legten sich beide zurück ins Gras und ließen sich von der Sonne wärmen. Tirgatao sah Styliana an, um ihre Frage zu beantworten.
Ich weiß es nicht, ganz ehrlich. Aber ich denke, dass die Chancen gut stehen. Und wenn das hier nicht die richtige Stadt ist, dann können wir ja weiterziehen...
Sie lagen noch eine ganze Weile im Gras, atmeten die Düfte des Herbstes ein und gönnten Farna die verdiente Ruhepause. Der Wind strich sanft über ihre Haut und ließ das Gras flüstern. Es war ein wunderschöner Herbsttag, und Tirgatao hätte problemlos mehrere Stunden einfach im Gras liegen und ein wenig dösen können. Das hast du vermutlich auch von den Wölfen... - ne, das war vorher schon kein Problem...
Schließlich machten sich Tirgatao und Styliana wieder auf den Weg. Die Sonne schien ihnen ins Gesicht, der Herbstwind fuhr in ihre Haare und sie kamen nach der ausgiebigen Pause flott voran. Dataron kam immer näher, und nach und nach ließen sich mehr Einzelheiten der Stadt erkennen. Die Amazone sog jedes Detail in sich auf, schließlich kannte sie diese Stadt bisher noch nicht, alles war neu und sie wollte so viel wie möglich davon sehen...
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... So Okt 12 2008, 22:43
Die Pause hatte ihr tatsächlich eine Ruhe wiedergegeben, die sie brauchte um in den folgenden Stunden davon zu zehren. Die Aufregung kämpfte sie immer wieder herunter mit dieser Ruhe. Ein tiefes Durchatmen reichte ihr nun plötzlich, um sie selbst zu sein.
Sie brachen auf, ritten nun beide. Styliana konnte und wollte das letzte Stück nicht zu Fuß zurück legen, wollte hoch zu Ross ankommen an der Stadt, wollte schnell da sein. Aber es dauerte noch Stunden, bis sie dem Ziel so nahe kamen, dass man wirklich von einer Ankunft reden konnte. Eine halbe Stunde Pause gönnten sie den Tieren und sich selbst noch einmal als sie an einem Wasserlauf vorbei kamen. Und dann endlich erkannten sie mehr von der Stadt. Sie hielten gerade auf ein Tor zu, das einen Eingang in der Stadtmauer darstellte. Es war seltsam grün und funkelte im Licht der Sonne, die sich dem Erdboden entgegen neigte. Das Tor hatte sehr große Torflügel und insgesamt vier Türme schienen es zu säumen, die allerdings auch ein wenig in die Stadt hinein ragten.
Die Stadt fand sie auf Anhieb schön. Die Farbe, die die Stadt rahmte und von ihr ausging, Grün, schien ihr zu versichern, dass berechtigte Hoffnung bestand. Hoffnung hier tatsächlich das Ziel ihrer Reise zu finden und nicht weiterreisen zu müssen. Hoffnung auf noch mehr Hoffnung. Sie musste lächeln bei dem Gedanken. Shanna strich sie über das Langhaar und dankte dem Tier stumm dafür, dass es mit ihr so sorgsam umgegangen war auf der Reise.
Einige hundert Schritt vom Tor entfernt wurde sie immer langsamer, ließ Tirgatao den Vortritt. Die Freundin hatte hier Bekannte, sie selbst kannte niemand. Mit kritischem Blick musterte sie die Befestigungsanlage und suchte nach Menschen, die ihren dienst dort oben in den Türmen verrichteten. Ihre Sicht ergab allerdings nicht viel, da die Sonne nun ihre finalen Tagesstrahlen über sie hinweg auf das Tor warf und das grüne Glänzen nur noch verstärkte und gülden färbte.
Lara-Sophia Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... So Okt 12 2008, 23:39
Schnellen Schrittes durchquerte sie die Gassen von Dataron. Hin und wieder winkte sie freundlich jemanden zu, blieb aber nirgendwo stehen um ein Schwätzchen zu halten, wie es sonst ihre Art war Sie wollte flugs mit den Steinpilzen zurück in ihre Küche. In Gedanken wäre sie fast mit einem kleinen Jungen zusammengestoßen, konnte aber rechtzeitig, wenn auch etwas aprupt ausweichen. Kopfschüttelnd ging sie weiter, diesmal schneller noch als vorher, raffte deswegen sogar ihre Röcke.
Um in die Schänke der sieben Geheimnisse zu kommen, führte sie der kürzeste Weg am Stadttor vorbei. Als sie dicht am Tor angelangt war verlangsamte sie jedoch ihre Schritte. Erstaunt murmeldet sie ...aber das ist doch... Nun winkte sie heftig mit dem Arm und rief, froh und so laut sie konnte.
Willkommen, Tirgatao, herzlich willkommen!
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... So Okt 12 2008, 23:54
Das grüne Tor Datarons, das unter den letzten Sonnenstrahlen des Tages glänzte, war durchaus als imposant zu bezeichnen. Das Material, durch das die Toranlage diese Farbe und den Glanz erhielt, war nicht einfach nur Stein, so viel war sofort klar. Die Amazone legte den Kopf in den Nacken, um die Statuen ausgiebig zu betrachten, und suchte dabei nach Wächtern auf den Mauern. Irgendwer musste dieses Tor doch schließlich bewachen. Doch niemand fragte nach ihrem Begehr, niemand machte Anstalten, das Tor zu öffnen.
Schon erwog Tirgatao, sich auf Farnas Rücken zu stellen, von dort aus die Mauer zu erklimmen und das Tor selbst zu öffnen, um dann die Bewohner zu suchen, als sie von oben lautstark begrüßt wurde und Lara-Sophia erkannte, die wohl auf der Mauer stand.
Ares und Uma zum Gruße, Lara-Sophia. Styliana sie wies auf ihre Begleiterin Styliana und ich würden uns gerne deine neue Heimat ansehen. Allerdings wäre das einfacher, wenn jemand das Tor öffnen würde.
Tirgatao hatte sehr vernehmlich gesprochen, jedoch nicht geschrien. Sie war der Meinung, dass ein Krieger seine Stimme nur soweit zu erheben hatte, dass sein Gesprächspartner ihn verstehen konnte. Mehr wäre nur ein Ausdruck von Unbeherrschtheit.
Die Amazone klopfte Farna den Hals, lobte die Stute. Hishn und Shona gingen ungeduldig vor dem Tor auf und ab, wobei Hishn noch immer leicht hinkte. Ihre verletzten Rippen heilten gut, doch noch war sie nicht frei von Schmerzen. Auch der Wölfin würde es guttun, eine Weile in dieser Stadt zu sein, sicher, nicht angegriffen zu werden. Natürlich würde Hishn dem selbst niemals zustimmen, sie war eine wilde, freie Wölfin und nicht für Städte geschaffen, doch Tirgatao war froh, dass ihre Freundin hier ein wenig würde zur Ruhe kommen können...
Lara-Sophia Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 13 2008, 07:43
Von da, wo sie stan, sahen die zwei Kriegerinnen nd ihre vierbeinige Begleitung eher putzig als kiegerisch aus. Sie griente in sich hinein, kam jedoch nicht umhin, ein wenig zu lachen. Doch sogleich mahnte sie sich, dass sie zwar verschiedene Weine degustiert hatte, aber es nicht zulassen sollte, dass sie vom Geist der Weine fest in deren Arme gewiegt wurde. So kicherte sie noch einmal und rief dann wieder hinunter
Einen kleinen Moment, ich lass das Tor sogleich öffnen!
Dann nickte sie den bei ihr, jedoch im Schatten stehenden Krieger zu, die einen Mechanismus in Gang setzten, der das Tor langsam öffnete. Kein Laut, oder etwa ein Knarren war zu hören. Geschmeidig schwangen die Flügel auf, um sich, waren die Gäste hinter den Mauern, sich ebenso laulos, fast schon geisterhaft wieder zu schließen. Sie selbst ging so schnell es der Wein in ihrem Kopf zulies, die in Stein gehauene Treppen hinunter. Blieb auf der untersten Stufe stehen, die gerafften Röcke noch in der Hand, freudestrahelnd, um den Besuch zu begrüßen.
Tretet ein und fühlt Euch willkommen. Tirgatao, und Styliana. Welch Ehre für mich, dass ihr meine neue Heimat ansehen wollt.
Und obwohl sie auf der untersten Stufe stand, musste sie nach oben schauen, denn die Kriegerinnen saßen noch auf ihen Pferden. Und da sie sich so freute über den Besuch, strahlte sie über das ganze Gesicht. tastete aber suchend nach dem Mauerwerk und atmete leise aus. Das war vielleicht dann doch etwas zuviel gewesen. Wichtig war jetzt, dass die Kriegerinnen ein Zimmer bekamen, deren Pferde gut versorgt wurden und die Familie Tirgataos eine Unterkunft bekämen.
Darf ich Euch zu mir in die Schänke einladen? Zwei Zimmer, ist das in Ordnung? Eure Pferde, wollt ih diese selbst versorgen oder vertraut ihr sie meinen Stallungen, die der Schänke an?
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 13 2008, 12:33
Als sie nun eine Stimme von oben vernahm, schaute sie überrascht hoch und wunderte sich, dass dort eine Frau stand, die so gar nicht in ihr Bild einer Torwache passte. Tirgatao trug ihr Anliegen vor und kurz darauf wurde das Tor geöffnet. Für seine Größe war es recht leise, sehr leise. Verwundert schaute sie den sich öffnenden Torflügeln zu. Dann standen sie in einem Doppeltor und sie bewunderte die Kunstwerke, die dort in Form von glasierten Kacheln die MAuer ebenso zierten wie von außen. Sie erkannte Gestalten, Wesen, Figuren. Die Stadt musste reich sein, sehr reich!
Lara-Sophia, wie Tirgatao sie genannt hatte, schien die Nachricht bekommen zu haben und eine entspannte Anspannung machte sich in Styliana breit. Sie hoffte, dass nun wirklich alles gut werden würde und sie den Aufenthalt hier genießen konnte. Sobald sie nun also Lara-Sophia direkt vor sich sah, schwang sie sich freudig vom Pferd.
Die Götter mit Euch werte Dame Lara-Sophia. In Eure Schänke wollen wir Euch gerne folgen und um die treuen Pferde, die uns weit getragen haben, werden wir uns vorerst selbst kümmern. Habt Dank dafür, dass wir sie dennoch in den Stallungen bei der Schänke unterbringen können. Und auch für unsere Unterbringung danke ich Euch von Herzem. Ja, wir nehmen jede ein eigenes Zimmer.
Sie schaute zu Tirgatao und wusste, dass sie ihr keine Hilfe beim Absteigen anbieten durfte. Nun waren sie nicht mehr unter sich, die Kriegerin hatte nun einmal ihren Stolz, den sie respektierte. Dennoch schaute sie besorgt zur Freundin und dann fiel ihr auf, wo Lara-Sophia stand. Etwas ungläubig und skeptisch schaute sie zu den Treppe und dann zu den Pferden. Wie sollten die Tiere es da hoch schaffen? Hishn müssten sie wohl tragen, sie würde bestimmt keine so hohe Treppe aus eigenem Pfotenantrieb erklimmen können. Doch anstelle laut eine Frage auszusprechen vertraute sie darauf, dass Lara-Sophia ja die Pferde gesehen hatte und den Tieren somit nichts unmögliches zumuten würde.
Tirgatao Gottheit
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 13 2008, 14:37
Die beiden Torflügel schwangen gespenstisch leise auf, es war fast schon unheimlich. Wie wurde dieses Tor bewegt? Welches Geheimnis steckte dahinter? Der Aufenthalt hier könnte wirklich interessant werden... - Das sowieso, bei dem Zweck der Reise... Tirgatao schüttelte kurz den Kopf, um diesen Gedanken zu verscheuchen, und lächelte dann Lara-Sophia an, während sie Farna auf sie zu lenkte. Die Gute schien ihr ein wenig... unkoordiniert? Auf jeden Fall stützte sie sich an der Mauer ab, als könnte sie ohne nicht stehen.
Styliana hat Recht, wir können Shanna und Farna durchaus selbst versorgen. Die beiden haben es sich auf der Reise mehr als verdient, von uns versorgt und gefüttert zu werden und in einen schönen trockenen Stall zu kommen.
Sie klopfte nochmals Farnas Hals, und die Stute schnaubte und warf den Kopf hoch. Tirgatao lächelte, sie liebte dieses Pferd, das sie selbst aufgezogen hatte, und das sie schon durch so viele Gefahren begleitet hatte. Sie lehnte sich nach vorne und schlang die Arme um den muskulösen Hals, dabei wisperte sie in das kurze Fell
Vielen, vielen Dank, meine Schöne, meine Unvergleichliche. Du hast es wieder einmal geschafft, mich heil ans Ziel zu bringen. Danke
Mit einer einzigen kleinen Bewegung löste die Amazone beide Füße aus den Steigbügeln und zog das rechte Bein vorsichtig über Farnas Rücken, so dass sie sich zu Boden gleiten lassen konnte, ohne das linke Bein übermäßig zu belasten. Mit den Zügeln in der rechten Hand stand sie nun vor Lara-Sophia, betrachtete nochmals das Tor und ließ ihren Blick dann erst über die Treppe und dann über die Straße, die vom Tor wegführte, schweifen.
Ich hoffe, der Weg zu deiner Schänke führt über die Straße, nicht über die Treppe. Und ja, wir würden gerne jede ein Zimmer bei dir nehmen. Ein Bett ist für mich nebensächlich, aber falls du zufällig ein ebenerdiges oder wenigstens eines mit einem möglichst kurzen Weg in Freie hättest, würde ich mich freuen...
Tirgataos Blick schweifte zu Hishn und Shona, die das Tor und die nähere Umgebung beschnupperten und bereits ein kleines Stück die Straße hinauf gelaufen waren. Die beiden waren nicht gerne in Gebäuden eingesperrt und die Amazone versuchte, ihnen möglichst viel Freiheit auch in fremden Städten zu ermöglichen.
Lara-Sophia Gottheit
Anzahl der Beiträge : 1100 Alter : 60 Anmeldedatum : 31.08.08
Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 13 2008, 20:31
Werte Dame, Lara-Sophia Überrascht zog sie die Brauen hoch. Diese Bezeichnung hatte noch nie jemand zu ihr gesagt, werte Dame Jedoch gebot ihr die Höflichkeit dies unkommentiert zu lassen. Zudem geisterte die Schwere des Weines in ihrem Kopf herum und so lächelte sie lediglich die beiden Kriegerinnen an.
Da Ihr die Begleitung von Tirgatao seid, Styliana, fühlt Euch hier auch herzlch willkommen, willkommen als Freunde von meiner Person. So sei es denn, dass Ihr Eure Pferde selbst versorgt. Folgt mir einfach, ich bringe Euch zuerst in die Stallungen meiner Schänke, und dann in Eure Zimmer. Und um alle Fragen zu beantworten, ja, es gibt Zimmer die ebenerdig liegen.
Dann nickte sie den beiden aufmunternd zu und schritt die gassen von Dataron voraus. Während sie zwischen den Häusern dahinschritt, erklärte sie den beiden Frauen, dass das Stadttor der Eigang zu einem Tal darstellte, das wiederum ine einer Schlucht endete. Die Schlucht wiederum sei, oder das tal, sei nicht anders zu ereichen als über jenes Tor das in die Stadtmauern von Dataron eingelassen war. Hinter der Stadt läge die schönste Landschaft die Juno den Menschen geschnekt habe. Den schönsten landstrich, die die Göttin den Dataronern zugedacht habe. Die Erzählung kam ihr so flüssig über die Lippen, dass sie selbst erstaunt war, wie sie sich schon mit dieser Geschichte identifizierte. Ganz so, als ob sie schon immer ein Mitglied dieser Provinz war. Und stolz erfüllte ihre Brust, sowohl die Geschichte Datarons betreffend, die sie ja nun ihr Eigen nennen konnte, als auch ihr Zugehörigkeitsgefühl betreffend. Leise dankte sie der Göttin die sie hier her geführt hatte.
Während sie so dahin schritten, zeigte sie den beiden auch dieses und jenes Gebäude, und erklärte so ganz nebenbei, dass sie zu den ersten Gästen gehörten, die hier empfangen wurden. Eigentlich waren sie die ersten Gäste überhaupt, doch dies wollte sie erst zu einem passenderen Zeitpunkt erzählen.
Dann waren sie bei den Stallungen. Sie stellte die beiden Frauen den Stallburschen vor, damit diese die nötigen Dinge erhielten. Frisches Wasser, einen Striegel, Hafer und was das Reiterinnenherz noch so begehrte. und verabschiedete sich, um die beiden Zimmer zum Hinterhof der Schänke richten zu lassen.
Wenn ihr fertig seid, kommt in die Schänke, Eure Zimmer sind dann bereit und ein Essen ebenfalls.
Freundlich nickte sie den beiden Kriegerinnen zu, und Stolz erfüllte ihr Herz. Jedoch überwiegte die Freude über diesen Besuch, welche man ihrem Gesicht ganz deutlich ablesen konnte.
Styliana Maulheld
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Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 13 2008, 22:14
Sie lauschte aufmerksam den Worten Lara-Sophias und bewunderte diese grüne Stadt. Dass diese Stadt und das Land von den Göttern geschenkt war, das mochte sie wohl glauben. Etwas anderes war auch nicht möglich in ihren Augen. Sie begegnete einer Pracht, die sie nicht gewohnt war. Zu Hause war alles so bescheiden bodenständig und hier all die grüne Farbe und das Gefühl, dass hier alles recht neu sei. Selbst die Luft roch und schmeckte hier... unverbrauchter.
Am Stall angekommen nickte sie dem Burschen nur knapp zu. Sie wusste nicht, wie man mit so einem Bediensteten am besten sprach, kannte sie doch nur Sklaven oder freie Männer, die nicht solche Diensttätigkeiten verrichten mussten. Aber wer konnte es ihr verübeln, dass sie sich erst einmal um ihr Pferd, um Tirgataos Pferd kümmern wollte. Sie führte Shanna in eine der Boxen, so dass Farna und Shanna nebeneinander standen. Der Bursche schleppte Wasser, Hafer und Striegelbürsten heran, wofür sie ihm nun doch ein sanftes und auch scheues Lächeln schenkte. Mit der auf der Reise angeeigneten Übung nahm sie dem Pferd den Sattel und das Zaumzeug ab. Die Sachen legte sie über die Trennwand zur nächsten Box. Dann straffte sie sich und begann Shanna mit Stroh vom Boden abzureiben. Die Stute ließ es sich gefallen, hatte sie sich doch inzwischen an Styliana gewöhnt. Wasser und Hafer wurden von der dunkelhäutigen Frau in die passenden Behälter gefüllt. Jetzt erst griff sie zur Bürste und begann Shanna zu striegeln. Dies tat sie mit Hingabe denn das gute Tier hatte es sich mehr als verdient.
Zwischendurch hielt sie inne, umarmte Shannas Hals und flüsterte ihr Worte des Danks in das erst zuckende, dann zu ihr hinblickende Ohr. Die großen Augen der Stute schauten sie an. Eine Wärme ging von ihnen aus, die Styliana eine Vorfreude auf den Rückweg, auf einen Ritt hier in Dataron, auf weitere Stunden mit dem guten Tier verschaffte.
Als sie fertig war, legte sie den Sattel und all das andere, was sie nicht brauchte, über eine Sattelstange im Stall. Später würde sie den Sattel noch wachsen und pflegen aber nun war sie selbst an der Reihe mit ihren Bedürfnissen. Ihren Rucksack in der einen Hand, das Bündel in der anderen schaute sie sich nach Tirgatao um, um zu sehen wie weit die Freundin mit Farna und der Pflege des verwundeten Tieres war.
Tirgatao Gottheit
Anzahl der Beiträge : 1385 Ort : Themiscyra Anmeldedatum : 22.09.08
Thema: Re: Eine Reise nimmt ihren Lauf... Mo Okt 13 2008, 23:32
Die Stadt, durch die Lara-Sophia sie führte, war weitaus prächtiger als Themiscyra. Die Amazonen leben mit und in der Natur, zum Teil in einfachen Holzhäusern. Diese Stadt war so völlig anders, und für Tirgatao auch bedrückend. In ihrer ursprünglichen Heimat waren nur Gräber aus Stein. Kaum dass sie diese Stadt betreten hatte, sehnte sie sich eigentlich schon wieder nach grünen Wiesen und dichten Wäldern. Sie seufzte leise, schließlich hatten auch Städte ihre guten Seiten, und es würde ihr sicherlich möglich sein, einen Teil der Zeit durch das Tal zu streifen, von dem Lara-Sophia gesprochen hatte.
Hishn und Shona blieben jetzt dicht bei den Pferden, sie schätzten Städte nicht besonders, gehörten sie doch in die freie Natur, in der sie jagen konnten. Wann immer sie in Städte kamen, waren sie von ihrer Rudelschwester Tirgatao abhängig, bis sie wieder Gras unter den Pfoten und Wildfährten in der Nase hatten. Gut, von rohem Fleisch und Wasser in der Schale konnten sie auch gut leben, doch es widerstrebte sowohl ihrer eigenen Natur als freie Wölfinnen, als auch Tirgatao, die ihren Freundinnen ermöglichen wollte, sie selbst zu bleiben, auch auf Reisen.
Als sie die Stallungen der Schänke erreichten, nickte die Amazone den Stallburschen knapp zu und inspizierte dann die Boxen, bevor sie eine für Farna auswählte und zusah, wie Styliana Shanna in die Box daneben führte. Tirgatao sattelte die schwarze Stute ab, legte Sattel und Zaum über eine freie Sattelstange in der Nähe und sammelte ihr Gepäck und ihre Waffen in einer Ecke der Box. Dann rieb sie Farna gründlich mit Stroh ab und striegelte sie anschließend ebenso gründlich. An der Brust der Stute ging sie dabei extrem vorsichtig vor, und nachdem das Fell glänzte und sauber war, holte die Amazone aus ihrem Gepäck eine Salbe, mit der sie die Wunde schon auf der Reise behandelt hatte. Bevor sie die Salbe auftrug, zog sie jedoch noch mit Hilfe ihres Messers die Fäden, die inzwischen nicht mehr nötig waren, um die Wunde geschlossen zu halten. Farna zuckte bei jedem Faden zusammen und schnaubte, scharrte unruhig mit den Hufen, doch sie schlug nicht aus und sie schnappte nicht nach der Frau, die ihr beruhigend zuredete und vorsichtig aber entschlossen einen Faden nach dem anderen entfernte und anschließend sorgfältig Salbe in die frische Narbe einmassierte.
Erst jetzt brachte Tirgatao dem Pferd Wasser und Futter, klopfte dem Tier nochmals den Hals, nahm ihre Sachen an sich und trat aus der Box. Hishn und Shona warteten schon ungeduldig und liefen schwanzwedelnd voraus in Richtung Ausgang, als die Amazone die Box verriegelte. Die Arespriesterin hätte bei Stylianas Anblick beinahe gegrinst, war sie doch sicher, dass ihre Freundin mehr als froh war, am Ziel angekommen zu sein, wieder in einem Bett schlafen zu können, sich auf den Straßen nicht andauernd in Acht nehmen zu müssen, und das Essen in der Schänke bestellen zu können und nicht mehr selbst suchen zu müssen.