Von hier kommend. Sie schloss die Tür auf und ließ Rucksack und Satteltasche neben der Tür zu Boden gleiten. Die Tür drückte sie mit beiden Händen hinter sich zu, drehte den Schlüssel im Schloss und lehnte sich dann gegen die Tür.
Das war zu viel gewesen für sie.
Langsam glitt sie schwer atmend an der Tür zum Boden und setzte sich hin, zog ihr linkes Knie an sich und legte den Kopf darauf.
Sie hatte keinerlei Erfahrung in der Welt, hatte nie zuvor solch eine Reise gemacht. Und nun passierte das! Sie gönnte Tirgatao ja, dass sie und Gion gefallen an den Wort-spielereien fanden, die sich wohl einander angetane Personen zuwarfen. Doch dass sie mit in diese... Wortspiele hineinbezogen wurde, besonders in ein solches, das traf sie hart.
Sah man ihr an, dass sie nicht ohne einen Grund hier war?
Sie schaute auf ihre Sachen und ließ dann den Blick im Zimmer schweifen. Ein Bett, ein großes Bett, sehr komfortabel für das was sie von daheim gewohnt war, wo sie doch eher spartanisch eingerichtet lebte und wo ihr Zimmer nur für eine Person ausgestattet war. In dieses Bett würden glatt zwei Personen passen...
Und wieder zuckte sie zusammen.
Aber vielleicht waren ja alle Betten in einem Gasthaus so groß, überlegte sie. Warum auch nicht?
Eine Truhe am Bettende befand sich noch im Zimmer, ein Tisch mit Waschschüssel und Wasserkrug, ein Hocker vor dem Tisch.
Eine Weile blieb sie auf dem Boden sitzen und erhob sich dann langsam.
Den Rucksack brachte sie in der Truhe unter, die Nachtdecke legte sie über den Stuhl, damit diese endgültig trocknen mochte. Klamm war sie immer noch ein wenig vom Nass, dass sich Nachts auf die Decke gelegt hatte.
Sie wollten doch länger bleiben, wieso also nicht die Wäsche aus Rucksack und Tasche in die Truhe räumen?
Sie holte den Rucksack wieder heraus und packte die Wäsche aus. Einen weißen Wollrock und eine geraffte Tunika aus hellblauem Linnen ließ sie auf dem Bett liegen und kleidete sich aus. Sie wollte die Ledersachen nicht noch länger tragen.
An der Waschschüssel wusch sie sich das vom Gesicht, was sie als Reisedreck bezeichnete. Morgen oder übermorgen würde sie das Badehaus aufsuchen müssen... doch heute Abend wollte sie einfach nur hier ankommen und... ja was?
Sich nicht vorführen lassen? Sich nicht blamieren?
Ungewohnterweise legte sie ein Brustband an. Doch unter solch einer hellen Tunika konnte sie unmöglich kein Brustband tragen. Man würde sie sonst noch für ein leichtes Mädchen halten... wobei Mädchen in ihrem Alter eine unangebrachte Bezeichnung war. Rock und Tunika folgten.
Unsicher drehte sie sich ein paar Mal und versuchte sich selbst zu begutachten.
Es passte.
Sachte ließ sie sich aufs Bett nieder und legte die Hände in den Schoß. Bevor sie wieder da rausging zu dem... Gaukler und ihrer Freundin, musste sie ihre Gedanken ordnen und ihre Beherrschung wieder aufbauen.
Sie summte dazu leise eine der alten Melodien und formte bald fast lautlos die Worte dazu, fühlte in sich das Schwingen der Melodie und beruhigte sich, fand wieder zu sich.